Das Publikum hat entschieden: Preisträger stehen fest

Am gestrigen Sonntagabend, 26.04.2009, um 19:30 Uhr war es endlich so weit. Das Publikum wählte seinen Favoriten beim Low-Budget-Wettbewerb des Independent Days 9|Filmfest. Folgende Filme haben gewonnen:

Filmpreis der Kulturstiftung der Sparkasse Karlsruhe (1. Platz): Ein heimliches Geräusch (Regie: Michael Watzke)
2. Platz: Rabenmutter (Regie: Alex Schmitt)
3. Platz: Solo (Regie: Burckhard Feige)

Gegen 22:45 Uhr überreichte die Geschäftsführerin der Kulturstiftung der Sparkasse Karlsruhe Gisela von Renteln dem überglücklichen Gewinner des Filmpreises, Michael Watzke, einen Scheck über 1.000 Euro.

Kommentare der Festivalleitung zu den ersten drei Plätzen:

„Das heimliche Geräusch“ ist die Medienkritik an einer Medienwelt, in der moralische Bedenken von den Produzenten nur allzu schnell über Bord geworfen werden. Der Film erzählt die Geschichte eines Moderators, der durch die Begegnung mit einer jungen Frau über den Äther anfängt, an dem System zu zweifeln. Nicht zuletzt das szenische Spiel mit dem Beziehungsaufbau zweier Menschen, die sich noch nie gesehen haben, vermittelt dem Zuschauer, wie sehr wir uns von äußeren Erscheinungen beeinflussen lassen und macht so den Film für die heutige Zeit zu einem äußerst wichtigen Film.

„Rabenmutter“ zeichnet auf sensible und einfühlsame Weise das Schicksal vernachlässigter, allein gelassener Kinder nach und zeigt, welche Nachwirkungen eine solche Kindheit auf den zum Erwachsenen gereiften Menschen haben können. Die stimmige Bildsprache und das hervorragende Spiel der Darsteller haben sicherlich ihren Teil dazu beigetragen, das Publikum für diesen Film stimmen zu lassen.

„Solo“ erzählt die Geschichte eines jungen Zivildienstleistenden, der unreif und mit der typischen Portion modernen Egoismus durch sein Leben wandelt, nur widerwillig seinen Pflichten nachkommt und nicht merkt, dass gerade dieser Habitus seine eigenen Wünsche blockiert. Erst eine turbulente und ereignisreiche Nacht mit einer alten Dame auf seiner Geburtstagsparty führt zu einem Umdenken und gerade die Inszenierung dieser ungewöhnlichen Beziehung ist dem Regisseur hier auf sensible und einfühlsame Weise gelungen.

Preisträger des No-Budget-Wettbewerbs:

Auch die Preisträger des No-Budget-Wettbewerbs wurden am gestrigen Abend ausgezeichnet. Hierbei wurden folgende drei Filme vom Publikum ausgewählt:

Die Goldene ID 2009 (1. Platz): Kopfgeburtenkontrolle (Regie: Jan Riesenbeck)
2. Platz: Titanikchen (Regie: Silvia Bins)
3. Platz: Antje und wir (Regie: Felix Stienz)

Gegen 22:30 Uhr überreichte Kulturbürgermeister Wolfram Jäger die Goldene ID 2009, die die Stadt Karlsruhe zusätzlich mit 500 Euro Preisgeld veredelt hat, an den Regisseur des Films “Kopfgeburtenkontrolle” an Jan Riesenbeck.

Kommentare der Festivalleitung zu den ersten drei Plätzen:

„Kopfgeburtenkontrolle“ ist ein gelungener Kommentar auf die postmoderne Gesellschaft, in der die Menschen hinter ihrer eigenen Zeit hinterher rennen. Von den anfänglich sehr schnell geschnittenen Bildern und verbalen Assoziationsketten verlangsamt sich der Film immer mehr und ermuntert, die Hektik des Alltags hinter sich zu lassen und sich selbst und sein Leben zu entschleunigen. Wohl ist es der eigene Wunsch nach Langsamkeit gewesen, der vieler Zuschauer dazu bewogen hat, für den Film zu stimmen und so die Leistung des jungen Regisseurs mit der Goldenen ID 2009 zu honorieren.

„Titanikchen“ stellt eine kostengünstige Reproduktion großen Hollywood-Kinos dar. Die Erinnerungen verschiedener Interviewpartner an den Blockbuster „Titanic“ werden auf sehr pointierte und humorvolle Weise nach inszeniert und lassen die Zuschauer, die das Original gesehen haben, ebenfalls ihre Erinnerungen reflektieren. Eben die Erzeugung dieser Reflexionsebene ist eine der zentralen Stärken des Films, die ihn so zu einem sehr unterhaltsamen und beschwingten No-Budget-Film werden lassen.

„Antje und wir“ spiegelt die Unstetigkeit moderner Liebelein wieder. Die Inszenierung einer jungen Frau, die dem Publikum nur durch die Erzählungen ihrer Lover sichtbar gemacht wird, zeugt von einem originellen, erfrischenden Erzählstil, der durch das präzise Schauspiel der unterschiedlichen Charaktere noch unterstrichen wird. Gerade auch dieses hohe Identifikationspotenzial mit diesen Charakterzeichnungen hat das Publikum wohl dazu bewogen, den Film mit dem 3. Platz auszuzeichnen.

Herzlicher Glückwunsch allen Preisträgern!